Gedichte 

Die Stunde des Krieges 

 

Im Takt des Zeigers marschiert die Welt am schmalen Rand entlang,

balanciert und fällt und niemand weiß mehr, wann. 

 

Am Saum des Firmaments, verglimmt der Hoffnung bleiches Licht und Finsternis bedeckt blutbefleckte Erde, die niemals mehr dieselbe werde .

 

Der Armen Klagen, Not und Pein stößt auf taube Ohren, Gerechtigkeit ist nur ein Wort. In welcher Haut, an welchem Ort bist du geboren?

 

Solange wir schweigen, wenn Waffen Tod und Elend bringen, tanzen wir weiterhin mit blut'gen Füßen den mörderischen Reigen. 

 

Im Takt des Zeigers marschiert die Welt am schmalen Rand entlang, balanciert und fällt schon heut' , nicht irgendwann!

 

Katja Richter 7.7.'20

Festung Europa

 

Europa, sieh hin!

Europa, was tust du nur?

Europa, was hat noch Sinn?

Europa, vom Menschsein keine Spur.

 

Europa, ein hoher Zaun. 

Europa, begeht täglich Mord.

Europa, ein alter Traum.

Europa, was für ein Ort?

 

Europa, bist taub und blind.

Europa, bist stumm und still.

Europa, sieh! Das tote Kind.

Europa, sag' mir, wer wir noch sind?

 

Europa, sieh hin!

Europa, was tust du nur?

Europa, ich suche den Sinn.

Europa, vom Menschsein keine Spur!

Die Wahrheit

 

Am Boden blutend kauert es, 

das angeschoss'ne Tier,

Im Geäst des Dickichts schutzsuchend,

doch sie sind ihm auf der Spur. 

Von Ferne das Bellen geifernder Schweißhunde!

 

Wohin kann es fliehen, 

wo Schutz finden und überleben? 

Es hat schon lange keine Heimat mehr 

und plötzlich sieht es das Gewehr,

Blickt in den Lauf geradewegs hinein. 

 

Nein! Nein! Nein! 

 

Habt Erbarmen, haltet ein!

Doch all das Fleh'n in seinem müden Blick 

-vergebens.

Die Jäger sind darauf erpischt, 

es endgültig zur Strecke zu bringen. 

Schluss, Ende, aus mit Ringen!

 

Sein Herz es rast, 

sein Atem bebt, 

lang hätt' es ohnehin nicht gelebt. 

Ein letzter Schuss, die Meute tobt. 

Gleich ist's soweit, dann ist es tot. 

 

Im Wald da fällt kein Blatte mehr, 

Es regt sich nichts, 

so lang schon her,

Das einst das Tier hier,

sein stolzes Haupt nach Blättern streckte, 

bevor es elendig verreckte!

 

K.Richter 12.01.'21

 

Das Meer
 
Tosend das Meer, 
Schäumend die Gischt,
Komm zu mir, 
Sag meinen Namen!
Noch ehe die Flamme erlischt ihn warnen.
 
Im Wellengang raunen dunkle Stimmen,
Der Regen peitscht uns entgegen,
Sie rufen von den höchsten Zinnen,
Sind wir wirklich verwegen?
 
Poseidon erzürnt den Dreizack schwingt,
Sein Antlitz voll Gram und Zorn,
Das Wasser rauscht und schäumt und springt,
Ach, wär' ich nie gebor'n!
 
Es zieht uns hinab in die Dunkelheit,
Bettet uns in ein kaltes Grab,
Zurück ins Leben, der Weg ist weit,
Als ob es nie Licht und Leben gab.
 
Lauschet der Stille dort unten am Grund,
Lieblich umfängt uns die Einsamkeit,
Das Tosen und Toben auf immer verstummt,
Der Weg zum Ewigen nicht mehr weit.
 
Mit einem Mal reißt du die Augen auf,
Dein Herz trommelt das Lied des Lebens,
So darf es nicht sein, erwache und lauf!
Du strampelt und schwimmst,
Am Ende vergebens. 
 
Die Wellen raunen dem Himmel entgegen,
Sonnenlicht tanzt glitzernd am Horizont,
Zerbrechlich ist unser aller Leben, 
Hätt' ich es nur besser gekonnt!
 
(K.Richter) 1/'19
 
 
 
 
 
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